Zum Begriff „Bavarokratie“
in Griechenland in den Jahren
1832 bis 1862
im Lichte neuer archivalischer Quellen.
|
Konstantin Soter Kotsowilis
(aus dem Buch ''Die Griechenbegeisterung der Bayern unter König Otto I.'',
(aus dem Buch ''Die Griechenbegeisterung der Bayern unter König Otto I.'',
Seiten 1 bis 15)
Wer sich heute
mit der Persönlichkeit und dem Werk des ersten griechischen Königs Otto I.
beschäftigt und die diesbezügliche Fachliteratur liest, muss feststellen, dass
König Otto I. sehr umstritten war, nicht nur bei seinen Zeitgenossen, sondern
auch bei nachgeborenen Historikern.
Von einigen wenigen Verfassern wird er
gepriesen, die meisten aber, hauptsächlich Griechen, sehen seine Regierungszeit
sehr kritisch und erheben die verschiedensten Beschuldigungen.
Die wenigsten
von ihnen schöpfen aus archivalischen Quellen, denn hätten sie es getan, so
wäre ihnen klar geworden, dass zumindest ein Teil der überlieferten Polemik
gegen die sogenannte „Bavarokratie in Griechenland“ auf Behauptungen beruht,
die eindeutig zu widerlegen sind.
Wahr ist, dass sowohl König Otto wie seine bayerischen Mitarbeiter durch bestimmte Maßnahmen Unzufriedenheit hervorgerufen haben, etwa dadurch,
Wahr ist, dass sowohl König Otto wie seine bayerischen Mitarbeiter durch bestimmte Maßnahmen Unzufriedenheit hervorgerufen haben, etwa dadurch,
dass nur einige,
aber nicht alle der Mitkämpfer im Unabhängigkeitskrieg als Offiziere oder Soldaten in das reguläre Heer aufgenommen werden konnten,
was die enttäuschten und dem Zivilleben für längere Zeit entfremdeten Krieger dazu brachte, Räuberbanden zu bilden.
aber nicht alle der Mitkämpfer im Unabhängigkeitskrieg als Offiziere oder Soldaten in das reguläre Heer aufgenommen werden konnten,
was die enttäuschten und dem Zivilleben für längere Zeit entfremdeten Krieger dazu brachte, Räuberbanden zu bilden.
Insgesamt schufen diese Entscheidungen die Grundlage für eine
Oppositionsbewegung, die sich später andere Anlässe und tatsächliche oder
vermeintliche Missstände suchte, um den König und seine Berater anzugreifen.
Derartige Anlässe waren vor allem die Schließung vieler Klöster und die
Veräußerung von Kirchengut, sowie die
staatskirchenrechtliche Verankerung der Autokephalie der Kirche Griechenlands,
das heißt ihrer Unabhängigkeit vom Patriarchat.
Hinsichtlich der Person des Königs selbst galten seine Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche und seine Kinderlosigkeit als Angriffspunkte.
Historiker, die die Regierung König Ottos negativ beurteilen, stützen sich bis heute auf derartige einseitige Kritik, wie sie in den zeitgenössischen Oppositionsblättern vorgetragen wurde, zum Beispiel in der schon gegen den Regentschaftsrat feindselig eingestellten Presse, wie der Zeitung „Athina“ des Journalisten Emmanuel Antoniadis (1791 - 1863) aus Chalepa-Chania/Kreta , der Zeitung „Chronos“ des von der Insel Ithaka stammenden Obersten in russischen Diensten und späteren Generalkonsuls Russlands in Patras, Ioannis Vlassopulos (1741 - 1837) , der Zeitung „Ilios“ der lyrischen Dichter und Journalisten, der Brüder Alexander Sutsos (1803 - 1863) und Panagiotis Sutsos (1806 - 1868), und der zweisprachig in Griechisch und Deutsch erschienenen Zeitung „I Elpis“ (Die Hoffnung) der Journalisten Konstantin Levidis (1790 - 1868) und Nikolaos Gaitanos.
Die Geschichte der Regierung Ottos anhand archivalischer Quellen ist noch nicht geschrieben, die hierfür nötigen Dokumente sind im griechischen Allgemeinen Staatsarchiv in Athen und Nauplion zwar vorhanden, aber bislang erstaunlicherweise nicht erschlossen.
Zudem sind die russischen Archive in Moskau und St. Petersburg nur schwer zugänglich.
das heißt ihrer Unabhängigkeit vom Patriarchat.
Hinsichtlich der Person des Königs selbst galten seine Zugehörigkeit zur römisch-katholischen Kirche und seine Kinderlosigkeit als Angriffspunkte.
Historiker, die die Regierung König Ottos negativ beurteilen, stützen sich bis heute auf derartige einseitige Kritik, wie sie in den zeitgenössischen Oppositionsblättern vorgetragen wurde, zum Beispiel in der schon gegen den Regentschaftsrat feindselig eingestellten Presse, wie der Zeitung „Athina“ des Journalisten Emmanuel Antoniadis (1791 - 1863) aus Chalepa-Chania/Kreta , der Zeitung „Chronos“ des von der Insel Ithaka stammenden Obersten in russischen Diensten und späteren Generalkonsuls Russlands in Patras, Ioannis Vlassopulos (1741 - 1837) , der Zeitung „Ilios“ der lyrischen Dichter und Journalisten, der Brüder Alexander Sutsos (1803 - 1863) und Panagiotis Sutsos (1806 - 1868), und der zweisprachig in Griechisch und Deutsch erschienenen Zeitung „I Elpis“ (Die Hoffnung) der Journalisten Konstantin Levidis (1790 - 1868) und Nikolaos Gaitanos.
Die Geschichte der Regierung Ottos anhand archivalischer Quellen ist noch nicht geschrieben, die hierfür nötigen Dokumente sind im griechischen Allgemeinen Staatsarchiv in Athen und Nauplion zwar vorhanden, aber bislang erstaunlicherweise nicht erschlossen.
Zudem sind die russischen Archive in Moskau und St. Petersburg nur schwer zugänglich.
König Otto I. von Griechenland |
Trotzdem lässt
sich jetzt schon sagen:
König Otto und seine Begleiter haben wertvolle Arbeit geleistet;
sie waren Griechenland sehr zugetan;
und sie haben auf vielerlei Art und Weise ihre Hinwendung zum griechischen Volk,
seinem Land und ebenso zu seiner orthodoxen Ost-Kirche Christi unter Beweis gestellt, was mit folgenden Sachverhalten belegt werden soll.
König Otto und seine Begleiter haben wertvolle Arbeit geleistet;
sie waren Griechenland sehr zugetan;
und sie haben auf vielerlei Art und Weise ihre Hinwendung zum griechischen Volk,
seinem Land und ebenso zu seiner orthodoxen Ost-Kirche Christi unter Beweis gestellt, was mit folgenden Sachverhalten belegt werden soll.
I
Ludwig I., König von Bayern |
Prinzessin Therese von Sachsen-Hildburghausen |
auf Schloss Mirabell
im damals bayerischen Salzburg geboren,
König Otto I. von Griechenland |
Seine Mutter, Kronprinzessin Therese (1792 - 1854), eine
geborene Prinzessin von Sachsen-Hildburghausen,
war in Salzburg zurückgeblieben, während sein Vater mit der bayerischen Armee gegen Frankreich marschierte, nachdem Napoleon I. (1769 - 1821) durch seine Rückkehr von Elba ganz Europa in Angst und Schrecken versetzt hatte.
war in Salzburg zurückgeblieben, während sein Vater mit der bayerischen Armee gegen Frankreich marschierte, nachdem Napoleon I. (1769 - 1821) durch seine Rückkehr von Elba ganz Europa in Angst und Schrecken versetzt hatte.
Im Juni 1821
begann die Erziehung des sechsjährigen Prinzen Otto auf
christlich-humanistischer Grundlage durch den
Domkapitular in München und späteren Bischof von Eichstätt (ab 1846) und
Reichsrat der Krone Bayerns in der Ersten Kammer des bayerischen Landtags (1848 - 1860) Johann-Georg von Oettl (1794 - 1866).
Ab 1826 beteiligte sich daran
auch der Philosoph Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Schelling (1775 - 1854) und
später auch
der evangelisch-lutherische Theologe, klassische Philologe und Philhellene Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Thiersch (1784 - 1860).
Diese Erziehung zielte darauf ab, ihm die Berufung zum geistlichen Stand nahezubringen, wie es in der Tradition der Wittelsbacher lag;
denn seit dem 16. Jahrhundert waren nachgeborene Prinzen immer wieder Bischöfe und vereinzelt sogar Kardinäle geworden.
Die auf diese Weise fest verankerte Bindung Ottos an den römisch-katholischen Glauben blieb jedoch bis zum Ende seines Lebens eine ausschließlich persönliche Angelegenheit.
Keineswegs hinderte sie ihn daran, die Gewissensfreiheit seiner Untertanen zu achten und dabei selbst ganz als Grieche zu empfinden.
Als Otto, mit zwanzig Jahren volljährig geworden, den Thron bestieg, erließ er am (20. Mai) 1. Juni 1835 eine Proklamation, in der er dem griechischen Volk versprach,
die „heilige Religion der griechischen Untertanen stets zu beschützen und eine feste Stütze ihrer Kirche zu sein“.
Er beanspruchte nicht, Einfluss auf die orthodoxe dogmatische Lehre zu nehmen, sondern nur Stütze und Beschützer ihrer Kirche zu sein, während die geistliche Kirchenleitung einer fünfköpfigen permanenten Heiligen Synode übertragen war, deren Vorsitz zunächst für zwei Jahre (1833 - 1835) der Erzbischof von Korinth Kyrillos II. Rodopulos (reg. 1821 - +1836) übernahm.
Wie sehr Otto zum Griechen geworden war, beweist Folgendes:
Noch nach seinem Sturz und kurz vor seinem Tode - er starb am (14.) 26. Juli 1867 im Alter von 52 Jahren -
stellte er Spyridon Karaiskakis (1826 - 1898),
dem Sohn des gefallenen Freiheitshelden Georgios Karaiskakis (1780 - 1827),
und dem Generalmajor der Nachschubtruppe Jos. Pittakos (1805 - l886),
seine gesamte bayerische Prinzenapanage des Jahres 1866 in Höhe von 100.000 Gulden
(nach Kaufkraftparität etwa 1.250.000,- Euro)
mit Billigung seines Vaters und seines Neffen des damaligen Königs Ludwig II. (1845 - 1886), zur Verfügung.
Karaiskakis und Pittakos hatten König Otto I. bei ihrer zwecks Spendensammlung unternommenen Rundreise durch griechische Diasporazentren 1865 in seinem Exil in Bamberg besucht.
Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Thiersch |
der evangelisch-lutherische Theologe, klassische Philologe und Philhellene Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Thiersch (1784 - 1860).
Diese Erziehung zielte darauf ab, ihm die Berufung zum geistlichen Stand nahezubringen, wie es in der Tradition der Wittelsbacher lag;
denn seit dem 16. Jahrhundert waren nachgeborene Prinzen immer wieder Bischöfe und vereinzelt sogar Kardinäle geworden.
Die auf diese Weise fest verankerte Bindung Ottos an den römisch-katholischen Glauben blieb jedoch bis zum Ende seines Lebens eine ausschließlich persönliche Angelegenheit.
Keineswegs hinderte sie ihn daran, die Gewissensfreiheit seiner Untertanen zu achten und dabei selbst ganz als Grieche zu empfinden.
Als Otto, mit zwanzig Jahren volljährig geworden, den Thron bestieg, erließ er am (20. Mai) 1. Juni 1835 eine Proklamation, in der er dem griechischen Volk versprach,
die „heilige Religion der griechischen Untertanen stets zu beschützen und eine feste Stütze ihrer Kirche zu sein“.
Er beanspruchte nicht, Einfluss auf die orthodoxe dogmatische Lehre zu nehmen, sondern nur Stütze und Beschützer ihrer Kirche zu sein, während die geistliche Kirchenleitung einer fünfköpfigen permanenten Heiligen Synode übertragen war, deren Vorsitz zunächst für zwei Jahre (1833 - 1835) der Erzbischof von Korinth Kyrillos II. Rodopulos (reg. 1821 - +1836) übernahm.
Wie sehr Otto zum Griechen geworden war, beweist Folgendes:
Spyridon Karaiskakis |
Noch nach seinem Sturz und kurz vor seinem Tode - er starb am (14.) 26. Juli 1867 im Alter von 52 Jahren -
stellte er Spyridon Karaiskakis (1826 - 1898),
dem Sohn des gefallenen Freiheitshelden Georgios Karaiskakis (1780 - 1827),
und dem Generalmajor der Nachschubtruppe Jos. Pittakos (1805 - l886),
seine gesamte bayerische Prinzenapanage des Jahres 1866 in Höhe von 100.000 Gulden
(nach Kaufkraftparität etwa 1.250.000,- Euro)
mit Billigung seines Vaters und seines Neffen des damaligen Königs Ludwig II. (1845 - 1886), zur Verfügung.
Karaiskakis und Pittakos hatten König Otto I. bei ihrer zwecks Spendensammlung unternommenen Rundreise durch griechische Diasporazentren 1865 in seinem Exil in Bamberg besucht.
Waffenkäufe für die Fortsetzung des
Befreiungskampfes auf Kreta (1866 - 1869) mitzufinanzieren,
wurde entsprochen.
Die Tatsache,
dass sich unter den Erziehern Ottos auch Professor Dr. Friedrich-Wilhelm
Thiersch befand, der auch den Erziehungsplan erstellt hatte, dürfte schon früh
dazu beigetragen haben, dem jungen Prinzen Kenntnisse auch über das
zeitgenössische Griechenland zu verschaffen.
Professor Thiersch nämlich gehörte der zehnköpfigen Geschäftsführung des bayerischen Philhellenen-Komitees in München an, war aber nicht, wie häufig in der griechischen Literatur zu lesen ist, dessen Vorsitzender.
Diese geschäftsführenden Mitglieder, die von König Ludwig I. am (4.) 16. Oktober 1829 in dieser Funktion bestätigt wurden, waren allesamt angesehene Mitglieder der Münchner Gesellschaft, nämlich Innenminister Dr. Eduard Ritter von Schenk (1788 - 1841) als Vorsitzender
und als weitere Mitglieder:
der Obersthofmarschall und spätere Kriegsminister der Jahre 1839 bis 1847, Anton Freiherr von Gumppenberg (1787 - 1855),
Hofprediger Stiftspropst Johann-Michael Hauber (1778 - 1843),
Oberkonsistorialrat Dr. Philipp Heintz (1771 - 1835),
Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Thiersch (1784 - 1860),
Bankier Heinrich Edler v. Kerstorf (1769 - 1832),
Abgeordneter und 2. Bürgermeister Jakob Klar (1783 - 1833),
Geheimer Oberbaurat und Hofbauintendant Leo von Klenze (1784 - 1864),
Hofbankier Simon Freiherr von Eichthal (1787 - 1854) und
Rechtsanwalt Dr. Karl Meinel (1780 - 1840)
sowie als außerordentliches Mitglied der Geheime Kabinettssekretär König Ludwigs I., Johann-Heinrich Ritter von Kreutzer (1781 - 1848).
Professor Thiersch nämlich gehörte der zehnköpfigen Geschäftsführung des bayerischen Philhellenen-Komitees in München an, war aber nicht, wie häufig in der griechischen Literatur zu lesen ist, dessen Vorsitzender.
Diese geschäftsführenden Mitglieder, die von König Ludwig I. am (4.) 16. Oktober 1829 in dieser Funktion bestätigt wurden, waren allesamt angesehene Mitglieder der Münchner Gesellschaft, nämlich Innenminister Dr. Eduard Ritter von Schenk (1788 - 1841) als Vorsitzender
Eduard von Schenk (1788 - 1841) |
und als weitere Mitglieder:
der Obersthofmarschall und spätere Kriegsminister der Jahre 1839 bis 1847, Anton Freiherr von Gumppenberg (1787 - 1855),
Hofprediger Stiftspropst Johann-Michael Hauber (1778 - 1843),
Oberkonsistorialrat Dr. Philipp Heintz (1771 - 1835),
Prof. Dr. Friedrich-Wilhelm Thiersch (1784 - 1860),
Bankier Heinrich Edler v. Kerstorf (1769 - 1832),
Abgeordneter und 2. Bürgermeister Jakob Klar (1783 - 1833),
Geheimer Oberbaurat und Hofbauintendant Leo von Klenze (1784 - 1864),
Hofbankier Simon Freiherr von Eichthal (1787 - 1854) und
Rechtsanwalt Dr. Karl Meinel (1780 - 1840)
sowie als außerordentliches Mitglied der Geheime Kabinettssekretär König Ludwigs I., Johann-Heinrich Ritter von Kreutzer (1781 - 1848).
II
Drei europäische
Prinzen hatten das Angebot abgelehnt, den griechischen Thron zu besteigen:
am (8.) 20. Oktober 1829 der 34-jährige seit 1823 standesungleich verheiratete Prinz Carl von Bayern (1795 - 1875), der jüngere Bruder Ludwigs I., Reichsrat der Krone Bayerns in der Ersten Kammer des bayerischen Landtags als volljähriger kgl. Prinz, General der Kavallerie, später (ab 1841) Feldmarschall, und (ab 1866) Heerführer der bayerischen Armee,
dann im November 1829 der 28-jährige zweitgeborene Prinz Johann von Sachsen (1801 - 1873),
der spätere König von Sachsen, und schließlich am (3.) 15. Mai 1830 der 39 jährige seit 1817 verwitwete Prinz Leopold von Sachsen- Coburg und Gotha (1790 - 1865), der spätere (ab 1831 ) erste König von Belgien.
Prinz Leopolds Frau, die englische
Thronerbin Charlotte (1796 - 1817) war nur wenige Stunden nach der Geburt eines
toten Sohnes gestorben.
Zusätzlich zur Trauer um den Tod seiner 21-jährigen Frau, musste der deutsche Prinz erkennen, dass er in England keine angemessene Aufgabe mehr finden würde.
Erwiesenermaßen stand er seit 1824 mit dem in der Schweiz lebenden Kapodistrias in geheimem Briefwechsel.
Tief beeindruckt vom Befreiungskampf der Griechen, bemühte er sich um den griechischen Thron, selbst als Kapodistrias 1827 zum griechischen Staatspräsidenten gewählt wurde.
Dass Prinz Leopold den offiziellen Antrag Fürst von Griechenland zu werden, schließlich ablehnte, hatte finanzielle und politische Gründe.
Er hielt das von Englands Premierminister Arthur-Wollesley Herzog von Wellington (1769 - 1852) gebilligte „Rumpf-Griechenland“ nicht für überlebensfähig.
am (8.) 20. Oktober 1829 der 34-jährige seit 1823 standesungleich verheiratete Prinz Carl von Bayern (1795 - 1875), der jüngere Bruder Ludwigs I., Reichsrat der Krone Bayerns in der Ersten Kammer des bayerischen Landtags als volljähriger kgl. Prinz, General der Kavallerie, später (ab 1841) Feldmarschall, und (ab 1866) Heerführer der bayerischen Armee,
dann im November 1829 der 28-jährige zweitgeborene Prinz Johann von Sachsen (1801 - 1873),
der spätere König von Sachsen, und schließlich am (3.) 15. Mai 1830 der 39 jährige seit 1817 verwitwete Prinz Leopold von Sachsen- Coburg und Gotha (1790 - 1865), der spätere (ab 1831 ) erste König von Belgien.
Ioannis Kapodistrias. Der erste Präsident Griechenlands. |
Zusätzlich zur Trauer um den Tod seiner 21-jährigen Frau, musste der deutsche Prinz erkennen, dass er in England keine angemessene Aufgabe mehr finden würde.
Erwiesenermaßen stand er seit 1824 mit dem in der Schweiz lebenden Kapodistrias in geheimem Briefwechsel.
Tief beeindruckt vom Befreiungskampf der Griechen, bemühte er sich um den griechischen Thron, selbst als Kapodistrias 1827 zum griechischen Staatspräsidenten gewählt wurde.
Dass Prinz Leopold den offiziellen Antrag Fürst von Griechenland zu werden, schließlich ablehnte, hatte finanzielle und politische Gründe.
Er hielt das von Englands Premierminister Arthur-Wollesley Herzog von Wellington (1769 - 1852) gebilligte „Rumpf-Griechenland“ nicht für überlebensfähig.
Deshalb wurde von
den Schutzmächten ein Vorschlag Ludwigs I. aufgegriffen, den er am Rande eines
Balles in der Amalienburg im Nymphenburger Schloßpark gegenüber dem
französischen Diplomaten Emmerich-Joseph Herzog von Dalberg (1773 - 1833) am (4.)
16. Februar 1828 eher beiläufig ausgesprochen hatte.
Dalberg hatte damals eine Thronkandidatur des Prinzen Carl v. Bayern verworfen und den König nach einem anderen Kandidaten gefragt.
Ludwig I. meinte darauf,
sein Sohn Otto sei noch zu jung,
würde aber in Frage kommen,
wenn Kapodistrias zehn Jahre Präsident bleiben könne.
Dalberg nahm den Vorschlag offenbar sehr ernst.
König Ludwig I. erklärte sich bei einem zweiten Besuch Dalbergs am (16.) 28. November 1829 damit einverstanden - unter der Voraussetzung,
dass der bisherige Staats- und Regierungschef Griechenlands Graf Ioannis Kapodistrias (1776 - 1831) während der Minderjährigkeit Ottos weiterhin die Regierungsgeschäfte führe .
Dies blieb unberücksichtigt, da Prinz Leopold von Sachsen-Coburg und Gotha sich zunächst einverstanden erklärt hatte, Fürst von Griechenland zu werden.
Als er seine Zusage am (9.) 21. Mai 1830 zurückgezogen hatte und die Ermordung des Grafen Kapodistrias in Nauplion am Sonntag den (27. September) 9. Oktober 1831, um 6.35 Uhr, zu anarchischen Zuständen zu führen drohte, kam es am (1.) 13. Februar 1832 zu einer Einigung der Schutzmächte Frankreich, Großbritannien und Russland, die erbliche Herrschaft über Griechenland dem Prinzen Otto von Bayern anzubieten.
Auf Anregung des früheren französischen Außenministers Charles-Maurice Herzog de Talleyrand (1754 - 1838) wurde dabei vorgeschlagen, der frühere bayerische Außen-, Innen- und Finanzminister Maximilian Graf von Montgelas (1759 - 1838) solle während der Minderjährigkeit Ottos die Regierungsgeschäfte führen.
Dass gerade diese Idee von König Ludwig I. angenommen würde, war bei dessen bekannter Abneigung gegen Graf Montgelas freilich nicht zu erwarten. Nicht einmal Frankreich kam später auf diesen Vorschlag zurück, als es um die Auswahl der Regentschaftsmitglieder ging.
Am (15.) 27. Mai 1832 erklärte König Ludwig I. in Neapel nach intensiven diplomatischen Verhandlungen, die angebotene Krone Griechenlands im Namen seines minderjährigen Sohnes Otto anzunehmen.
Dalberg hatte damals eine Thronkandidatur des Prinzen Carl v. Bayern verworfen und den König nach einem anderen Kandidaten gefragt.
Ludwig I. meinte darauf,
sein Sohn Otto sei noch zu jung,
würde aber in Frage kommen,
wenn Kapodistrias zehn Jahre Präsident bleiben könne.
Dalberg nahm den Vorschlag offenbar sehr ernst.
König Ludwig I. erklärte sich bei einem zweiten Besuch Dalbergs am (16.) 28. November 1829 damit einverstanden - unter der Voraussetzung,
dass der bisherige Staats- und Regierungschef Griechenlands Graf Ioannis Kapodistrias (1776 - 1831) während der Minderjährigkeit Ottos weiterhin die Regierungsgeschäfte führe .
Dies blieb unberücksichtigt, da Prinz Leopold von Sachsen-Coburg und Gotha sich zunächst einverstanden erklärt hatte, Fürst von Griechenland zu werden.
Die Ermordung des Grafen Kapodistrias. |
Als er seine Zusage am (9.) 21. Mai 1830 zurückgezogen hatte und die Ermordung des Grafen Kapodistrias in Nauplion am Sonntag den (27. September) 9. Oktober 1831, um 6.35 Uhr, zu anarchischen Zuständen zu führen drohte, kam es am (1.) 13. Februar 1832 zu einer Einigung der Schutzmächte Frankreich, Großbritannien und Russland, die erbliche Herrschaft über Griechenland dem Prinzen Otto von Bayern anzubieten.
Auf Anregung des früheren französischen Außenministers Charles-Maurice Herzog de Talleyrand (1754 - 1838) wurde dabei vorgeschlagen, der frühere bayerische Außen-, Innen- und Finanzminister Maximilian Graf von Montgelas (1759 - 1838) solle während der Minderjährigkeit Ottos die Regierungsgeschäfte führen.
Dass gerade diese Idee von König Ludwig I. angenommen würde, war bei dessen bekannter Abneigung gegen Graf Montgelas freilich nicht zu erwarten. Nicht einmal Frankreich kam später auf diesen Vorschlag zurück, als es um die Auswahl der Regentschaftsmitglieder ging.
Am (15.) 27. Mai 1832 erklärte König Ludwig I. in Neapel nach intensiven diplomatischen Verhandlungen, die angebotene Krone Griechenlands im Namen seines minderjährigen Sohnes Otto anzunehmen.
Am (25. April) 7.
Mai 1832 war in London ein Staatsvertrag zwischen den Schutzmächten und Bayern
abgeschlossen worden - nicht in der Absicht, eine Sekundogenitur der Dynastie
der Wittelsbacher in Griechenland zu begründen, sondern mit dem Ziel, der
Gefahr eines katastrophalen Bürgerkrieges zwischen den einander bekämpfenden
griechischen Regierungen in Korinth und Megara und ihren jeweiligen
Militäreinheiten vorzubeugen.
Wäre es dazu gekommen, so wären das Ergebnis des gesamten, 1821 begonnenen Befreiungskampfes gegen die jahrhundertelange osmanische Fremdherrschaft und die Einheit Griechenlands in Gefahr geraten, da die beiden rivalisierenden Regierungen jeweils die Halbinsel Peloponnes bzw. das Festland hinter sich wussten.
Keiner der griechischen Partei- und Militärführer wollte sich seinesgleichen unterwerfen, sondern nur einem fremden, über den Parteien stehenden Monarchen.
Der bayerische König Ludwig I. machte zur Voraussetzung, dass die griechische Nationalversammlung selbst
Prinz Otto von Bayern zum König Otto I. von Griechenland proklamiere.
Dies fand am (27. Juli) 8. August 1832 in Pronia bei Nauplion statt durch das einstimmig beschlossene zweite Dekret der fünften Nationalversammlung unter dem Vorsitz des Korinthers Panutsos Notaras (1740 - 1849), das einen vorhergehenden Beschluss des griechischen Senats (bestehend aus dem Senatspräsidenten Demetrios Tsamados und zwölf Senatoren) vom (26. April) 8. Mai 1832 bestätigte.
An seiner Auffassung, dass die Errichtung einer neuen Dynastie die Zustimmung des Volkes voraussetze, hielt König Ludwig I. konsequent fest.
Er beschwor noch kurz vor seinem Tode seine Söhne Luitpold (1821 - 1912) und Adalbert (1828 - 1875), die ihnen durch Artikel 8 des Londoner Staatsvertrags vom (25. April) 7. Mai 1832 und einen Zusatzartikel vom (30. April) 12. Mai 1833
eröffneten Erbansprüche nur geltend zu machen,
wenn das griechische Volk ihnen die Königswürde rechtsgültig antragen würde.
Zudem hatten sie Order, ihrem ersten gewählten König zu huldigen und ihm die Treue zu schwören.
Bei dem ehrenhaften Empfang der Deputation am (3.) 15. Oktober 1832 in München, der die Vertagung des Oktoberfestes um eine Woche zur Folge hatte, wirkten als Geistlicher, der bei der Eidesablegung der drei Deputierten das Evangelienbuch hielt, Archimandrit Missail Apostolidis (1789 - 1862) aus Chania/Kreta und als Dolmetscher Philippos Ioannou (1800 - 1880) aus Zagora in der thessalischen Landschaft Pilion mit.
Dieser, Stipendiat und früherer Sekretär des Admirals Miaulis, war von 1832 bis 1835 Lehrer für Alt- und Neugriechisch für die griechischen Kadetten im bayerischen Kadettenkorps und wurde später, nach seiner Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München Anfang August 1836, für zwei Monate nach Oldenburg geschickt, um die Herzogin Amalia (1818 - 1875), die künftige Braut König Ottos, Neugriechisch zu lehren.
Wäre es dazu gekommen, so wären das Ergebnis des gesamten, 1821 begonnenen Befreiungskampfes gegen die jahrhundertelange osmanische Fremdherrschaft und die Einheit Griechenlands in Gefahr geraten, da die beiden rivalisierenden Regierungen jeweils die Halbinsel Peloponnes bzw. das Festland hinter sich wussten.
Keiner der griechischen Partei- und Militärführer wollte sich seinesgleichen unterwerfen, sondern nur einem fremden, über den Parteien stehenden Monarchen.
Der bayerische König Ludwig I. machte zur Voraussetzung, dass die griechische Nationalversammlung selbst
Prinz Otto von Bayern zum König Otto I. von Griechenland proklamiere.
Dies fand am (27. Juli) 8. August 1832 in Pronia bei Nauplion statt durch das einstimmig beschlossene zweite Dekret der fünften Nationalversammlung unter dem Vorsitz des Korinthers Panutsos Notaras (1740 - 1849), das einen vorhergehenden Beschluss des griechischen Senats (bestehend aus dem Senatspräsidenten Demetrios Tsamados und zwölf Senatoren) vom (26. April) 8. Mai 1832 bestätigte.
An seiner Auffassung, dass die Errichtung einer neuen Dynastie die Zustimmung des Volkes voraussetze, hielt König Ludwig I. konsequent fest.
Er beschwor noch kurz vor seinem Tode seine Söhne Luitpold (1821 - 1912) und Adalbert (1828 - 1875), die ihnen durch Artikel 8 des Londoner Staatsvertrags vom (25. April) 7. Mai 1832 und einen Zusatzartikel vom (30. April) 12. Mai 1833
eröffneten Erbansprüche nur geltend zu machen,
wenn das griechische Volk ihnen die Königswürde rechtsgültig antragen würde.
Admiral Andreas Miaulis |
Kostas Botzaris |
Demetrios Plaputas-Koliopulos |
Zwei Monate nach dem Beschluss der 5. Nationalversammlung erschien in München
eine von ihr gewählte Deputation, bestehend aus dem Admiral Andreas Miaulis
(1769 - 1835)
von der Insel Hydra und den Generälen Kostas Botzaris (1792 - 1853) aus Suli in Epirus
von der Insel Hydra und den Generälen Kostas Botzaris (1792 - 1853) aus Suli in Epirus
und Demetrios Plaputas-Koliopulos (1786 - 1864) vom Peloponnes
,
mit dem Auftrag, im Namen des griechischen Volkes
den originalen, von allen
Mitgliedern der 5. Nationalversammlung unterschriebenen Text der Proklamation
Ottos I. zum König von Griechenland zu übergeben,
verbunden mit der Bitte an
König Otto I.,
so schnell wie möglich nach Griechenland zu kommen.
Zudem hatten sie Order, ihrem ersten gewählten König zu huldigen und ihm die Treue zu schwören.
Bei dem ehrenhaften Empfang der Deputation am (3.) 15. Oktober 1832 in München, der die Vertagung des Oktoberfestes um eine Woche zur Folge hatte, wirkten als Geistlicher, der bei der Eidesablegung der drei Deputierten das Evangelienbuch hielt, Archimandrit Missail Apostolidis (1789 - 1862) aus Chania/Kreta und als Dolmetscher Philippos Ioannou (1800 - 1880) aus Zagora in der thessalischen Landschaft Pilion mit.
Dieser, Stipendiat und früherer Sekretär des Admirals Miaulis, war von 1832 bis 1835 Lehrer für Alt- und Neugriechisch für die griechischen Kadetten im bayerischen Kadettenkorps und wurde später, nach seiner Promotion an der Ludwig-Maximilians-Universität München Anfang August 1836, für zwei Monate nach Oldenburg geschickt, um die Herzogin Amalia (1818 - 1875), die künftige Braut König Ottos, Neugriechisch zu lehren.
Amalie Marie Friederike, Herzogin von Oldenburg Königin von Griechenland |
Herzogin Amalia
von Oldenburg, Tochter des Großherzogs Paul-Friedrich-August I. von Oldenburg
(1783 - 1853) und der Großherzogin Adelheid (1800 - 1820)....
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