Süddeutsche von 2./3. Juni 2007 |
König Otto - oft verkannt
Neue erschlossene Quellen über das Wirken
des Bayern auf Griechenlands Thron
des Bayern auf Griechenlands Thron
Das griechische Abenteuer des bayerischen Königshauses in den Jahren 1832 bis 1862 fand bislang eine eher einseitige Beurteilung.
Die ausgewerteten Quellen waren in der Überzahl dazu angetan, das Scheitern des ersten griechischen Königs, des Wittelsbachers Otto, ihm persönlich und der in seinem Namen herrschenden „Bavarokratie" zuzuschreiben.
In seinem Buch
'Die Griechenbegeisterung der Bayern unter König Otto I.' zweisprachig in
einem Band vorgelegt, kommt der griechische Historiker Konstantin Sot. Kotsowilis
im Licht neu erschlossenen Archivmaterials zu einem wesentlich
differenzierteren Urteil.
Wahr ist, so
resümiert der Autor:
Sowohl Otto wie
auch seine bayerische Administration schufen erst einmal dadurch
Unzufriedenheit, dass sie nur einige der Mitkämpfer im Unabhängigkeitskrieg als
Offiziere und Soldaten ins reguläre Heer übernahmen.
Aus den
enttäuschten Übrigen dem Zivilleben
entwöhnt, schlossen sie sich zum Teil sogar in Räuberbanden zusammen wuchs eine
Oppositionsbewegung die immer wieder tatsächliche oder vermeintliche Missstände
suchte, um den König und seine Administration anzugreifen.
Auf die
Beurteilung dieser politischen Gegner und deren Sprachrohre der damaligen
Oppositionsblätter, stützte sich jedoch die bisherige Forschung allzu einseitig.
Auch Kotsowilis
geht Fehlern Ottos und seiner Regierung nicht aus dem Weg.
Ein Beispiel die
rigoros-undiplomatische Weise, in der eine Art griechische Säkularisation
vollstreckt wurde - wenn auch zu einem sinnvollen Zweck 412 von 593 Männerklöstern,
die weniger als jeweils sieben Mönche aufwiesen, und 15 von 18 Frauenklöstern
wurden aufgelöst.
Das Vermögen aus
Verkauf und Verpachtung diente der im Argen liegenden Besoldung der Lehrer und
des Pfarrklerus, der Anmietung von Schulräumen und der Gewährung von Stipendien.
Zitate aus einer Fülle von Dokumenten belegen den Philhellenismus Ottos und seiner Griechenland-Helfer voran des Philologen Professor Dr. Friedrich Thiersch, des Architekten Leo von Klenze und des Hofbankiers Simon Freiherr von Eichthal.
So kam etwa der
junge König und Sohn Ludwigs I. schon in seinem Münchner Heiratsvertrag von
1836 von sich aus den Hoffnungen der orthodoxen Griechen entgegen, indem er -
eine Bulle von Papst Gregor ignorierend – für alle seine künftigen Kinder die
Erziehung im „Griechischen Glaubensbekenntnis" festlegte.
Seiner
Einstellung folgten mehrere aus Bayern stammende Begleiter, die Griechinnen
geheiratet hatten und ließen ihre Kinder griechisch orthodox taufen.
Selbst namhafte
frühere Opponenten Ottos bekannten sich nach dessen Sturz zu ihrer gewandelten
Gesinnung.
So erklärte der
ehemalige Präsident der Nationalversammlung und Innenminister aus Ägion Ioannis Messinesis
1874 vor dem griechischen Parlament:
Die Eltern König Ottos I. von Griechenland: Ludwig I. (reg. 1825 - 1848) und Therese v. Bayern (Kotsowilis, 2007, Seite 78 ) |
„Wir schulden der
erhabenen königlichen Familie Bayerns
- und Otto I. gehörte ihr an -
unendliche
Dankbarkeit,
denn sie hat am meisten getan
für die Errichtung und
den
Fortschritt
unseres geliebten Vaterlandes.“
Das erste Königspaar des neueren Griechenlands: Otto und Amalia, 1837 während der Schwangerschaft (Kotsowilis, 2007, Seite 82 ) |
„Die Griechenbegeisterung der Bayern unter
König Otto I.",
Allgäuer
Zeitungsverlag,
240 Seiten,
36 Bilder,
zweisprachig,
ISBN 978-3-88006-288-7,
29,60 Euro.
240 Seiten,
36 Bilder,
zweisprachig,
ISBN 978-3-88006-288-7,
29,60 Euro.
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