Dienstag, 27. Oktober 2015

Buchvorstellung '' Die griechischen Studenten in München'' von der Münchner Tageszeitung 'Abendzeitung'.

Impulse für den jungen griechischen Staat 
Abendzeitung,
Nr. 102/5. Januar 1996

von AZ-Mitarbeiterin
Claudia Kursawe

München galt unter den griechischen Studenten bereits vor rund 165 Jahren als beliebte Universitätsstadt.

Mehr noch: 

Der Philhellene König Ludwig I. von Bayern finanzierte vielen von ihnen über Stipendien den Studienaufenthalt.

In den Jahren 1826 bis 1844 immatrikulierten sich insgesamt 98 griechische Studenten in der bayerischen Hauptstadt. 

Konstantin Sot. Kotsowilis recherchierte nun für seine Magisterarbeit ihre Biographien und berufliche Entwicklung. 


Interessante Fakten kamen dabei zu Tage, zum Beispiel, dass einige der Stipendiaten Waisenkinder von Revolutionskämpfern aus dem griechischen Befreiungskampf waren und viele von der Insel Chios kamen.
Ferdinand Victor Eugène Delacroix (1768 - 1863)
Das Massaker von Chios (1824)
Dies hängt auch mit der Tatsache zusammen, dass bereits vor der Zerstörung und Verschleppung der Bewohner, 1822, auf Chios ein bekanntes “Gymnasium” existierte, das mit München in Kontakt stand.

Der Altphilologe Friedrich Thiersch, der dem philhellenischen Verein in München angehörte, galt als engagierter Koordinator der Stipendienvermittlung.

Ein sympathischer Zug des Universitätsprofessors war, dass er vier der griechischen Studenten in seiner eigenen Wohnung aufnahm.


Das 'Rote Haus' von Professor Dr. Friedrich Thiersch
Mit seinen Ideen hatte Thiersch wesentlichen Einfluss auf die jungen Menschen.

Kotsowilis betont, dass
“die griechischen Studenten in München in erster Linie durch das humanistische Ideal Friedrich Thierschs geprägt wurden, der immer wieder hervorhob, wie wichtig es sei, dass nationale Kultur mit wahrer Menschlichkeit einhergehe.”

Förderlich war hierbei, dass vor dem eigentlichen Studium zwei Jahre lang die Philosophische Fakultät besucht werden musste.

Die Nachforschungen ergaben, dass die Fächer Jura, Philosophie und Philologie sich besonderer Beliebtheit erfreuten. 

Kotsowilis verfolgt auch die Laufbahn der griechischen Studenten, die später so unterschiedliche Berufe wie den des Präsidenten der Nationalbank, des Universitätsprofessors, des Politikers oder des Leiters der Athener Sternwarte ausübten.

Nach der Rückkehr in ihr Heimatland leisteten die ehemaligen Studenten, wie der Autor abschließend feststellt,

“insgesamt einen entscheidenden Beitrag zur Hebung des damals neu begründeten höheren Schulwesens.
Sie gaben den Anstoß zur Schaffung einer Verfassung und rechtsstaatlichen Verwaltung sowie zur Verbesserung und zu Reformen im Gesundheitswesen.”



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